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Spielentwicklung

Immer mal wieder bekommen wir Logopäden gesagt, wir würden nur spielen. Was verbirgt sich denn hinter dieser Aussage? Was sagt das über den Wert der Logopädie aus?


Spielen

Google sagt:

sich zum Vergnügen, Zeitvertreib und allein aus Freude an der Sache selbst auf irgendeine Weise betätigen, mit etwas beschäftigen;

 

Wertigkeit

Google sagt aber auch:

Das Spielen ist eine Voraussetzung für die Entwicklung und das Lernen des Kindes. Das Spielen hat eine zentrale Rolle im Leben des Kindes und hilft dem Kind, die Umwelt zu erobern. Im Spiel erforscht das Kind seine Umwelt, bearbeitet seine Eindrücke und Erfahrungen und KOMMUNIZIERT (spricht) mit anderen.


Wenn wir Logopäd*innen also spielen, dann um dem Kind etwas neues beizubringen. Durch das Spiel lernt es zum Beispiel neue Wörter kennen, diese auszusprechen und mit jemand anderem zu agieren.

Das Spiel kann ein Brettspiel sein oder aber auch das Rollenspiel im Kaufmannsladen. Bei noch kleineren Kindern wird die ausgeführte Handlung, zum Beispiel das Rollen lassen einer Murmel, durch Laute und Bestätigungsbekundungen wie "hui" oder "oh" begleitet.

Die Spielentwicklung gibt uns also einen sehr genauen Hinweis darauf, WIE das Kind seine Umwelt wahrnimmt und damit einen Rückschluss darauf, WO das Kind sich in der Sprachentwicklung befindet.


Wie fördere ich also die Sprachentwicklung?

Indem ich mit dem Kind gemeinsam neues Material erkunde und beschreibe. Ich erzähle was das ist, welche Funktion es hat, wie es aussieht und was man damit machen kann. Ich zeige im direkten Kontext was das ist und stelle Vergleiche an.

Ein Beispiel:

  • Das Kind kennt noch keinen Apfel, aber ich möchte ihm den gerne zeigen. Also gebe ich dem Kind den Apfel in die Hand und sage "Apfel, das ist ein Apfel. Der ist rund und rot. Man kann ihn essen, schau - so"
  • Man kann den Apfel aber auch schneiden, schälen oder pressen; also zeige ich auch das dem Kind: "Schau mal, wir können den Apfel schälen. Dann haben wir Apfelschale." Oder "Guck, wir schneiden den Apfel in ganz viele kleine Stücke. Dann kann man ihn ganz prima essen und sogar auspressen." 
  • "Der Apfel schmeckt lecker. Er ist süß/sauer." Oder "Das ist wie Apfelsaft, den magst du doch so gerne."
  • Im Herbst entdecken wir dann auf dem Boden und den Bäumen Äpfel und wenn das Kind bereits einen Bezug zum Apfel gewonnen hat wird es freudig ihnen mitteilen "Apfel" und darauf zeigen :-)

Das Kind hat nun viel über den Apfel gelernt. Damit das Kind nun auch weiß, dass nicht nur das ein Apfel ist zeige ich ihm weitere Äpfel. Kleine, große, runde, eierförmige, unförmige, gelbe, grüne, rotgelbe...

So lernt das Kind, das alles was so aussieht ein Apfel ist. Und wird dann vielleicht merken, dass die Birne zwar ähnlich aussieht, aber kein Apfel ist :-)

Parallel dazu lernt das Kind auch Verben (essen, schneiden, pressen, schälen,...) und Adjektive (groß, klein, sauer, süß, hart, weich, bunt...) kennen. Also nicht nur das Objekt, sondern ganz viel anderes UND NUR SO LERNEN WIR EIN WORT. Ein neues Wort macht nur dann Sinn es zu benutzen, wenn ich einen Kontext dazu habe wo ich dieses Wort verwenden kann.

Ein Beispiel:

Sie lernen von mir nun ein neues Wort: Sternokleidomastoideus. Das ist toll, oder? Sie können nun das Wort sagen, nachdem sie es auswendig gelernt haben. Aber benutzen werden Sie das Wort vermutlich nicht. Denn noch wissen Sie ja gar nicht, was das ist. Sie müssen es herausfinden, durch googeln oder nachschlagen in einem Fremdwörterbuch oder jemanden fragen. Je mehr Sie nun darüber lernen, desto eher werden Sie den Begriff verwenden.